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Die 80er: Als der Rock die Welt regierte

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Die 80er: Als der Rock die Welt regierte

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Die 80er werden gleichermaßen geliebt wie gehasst und oft unterschätzt – doch in vielerlei Hinsicht waren sie eine Dekade, die alles veränderte. Auch in der Musik stellten sie viele Weichen neu.

Nach den 80ern war nichts mehr so wie früher. Sie waren eine funkelnde, aufregend verrückte Landschaft aus Haarspray, Innovation und absurden Geldmengen, und man kann kaum überbewerten, wie hoch die Wellen reichten, die sie in der Musik, der Kultur, der Wirtschaft und der Gesellschaft schlugen. Es war ein Jahrzehnt aus politischen Umwälzungen und technologischen Revolutionen. Der Kalte Krieg. Live Aid. Beidhändiges Tapping. VHS. CD-ROM. Mächtige Großkonzerne.

Synthesizer. Befreiung. Ausbeutung. Mobiltelefone. Underground-Szenen. Legenden … So viel in nur zehn Jahren. Betrachtet man diese Zeit im Kontext ihrer bekanntesten, visuell markantesten Zutaten, haben die 80er seither einen wichtigen Platz im Herzen derer eingenommen, die sie erlebten – ebenso wie in den Herzen vieler Menschen, die nicht dabei waren. Vertraute Kernelemente, die die Fans diese Ära so lieben (und die all die Skeptiker so lächerlich finden, die nach wie vor behaupten, „echte Musik“ sei in den 70ern gestorben). Mötley Crüe. Poison. Synthies und Simmons-Trommeln. ›The Final Countdown‹. Zügelloser Exzess.

Kenny Loggins. Wadenwärmer. „Top Gun“. Doch vor allem erwies es sich als die Zeit, in der die Rockmusik WIRKLICH den Mainstream erreichte. Mit der technologischen Evolution des Musikmachens wichen die Blueswurzeln der 70er dem Popgespür. Was zu Legionen neuer Bands führte, die ein Publikum weit über die existierenden Rockfans hinaus erreichten. Für einen relativ kurzen Zeitraum war Rock die Musik der jungen Leute, so wie es heute HipHop und Urban sind. AC/DC hatten ihre größte Platte überhaupt, Metallica legten ein Fundament, das sie in den 90ern in die Stratosphäre katapultierte. Acts wie Bruce Springsteen, Bon Jovi und Dire Straits zogen ein gigantisches Publikum an, mit einem Katalog wie geschaffen für Stadien und Mega-Events. Es war eben eine andere Zeit. Die ganze Welt durchlebte eine seltsame Phase. Große Erfolge brachten Konflikte und Tragödien mit sich.

Die Dekadenz der Yuppies´auf der einen Seite, Despoten und Hungersnöte auf der anderen – Letztere führten 1985 zu den Live-Aid-Konzerten, ein bahnbrechender Zusammenfluss von Medien, Politik und Spendenaktion. Unterdessen wurde Großbritannien unter Margaret Thatcher von zahlreichen Streiks lahmgelegt. Die Sowjetunion stürzte mit der Atomkatastrophe von Tschernobyl noch weiter ab. Die Mauer fiel. Die AIDS-Krise wütete. Das Internet wurde offiziell „geboren“. Es passierte verdammt viel, und all das trug dazu bei, dass ein phänomenaler Mix aus Pomp und Dreck in den Plattensammlungen der Menschen Einzug hielt. Die Ankunft von MTV führte zu einem Fest aus wunderschönen, augenfälligen und schlichtweg bizarren stilistischen Entscheidungen. Musiker*innen sahen anders aus, liefen anders. Die Kluft zwischen Bands und Fans begann zu schrumpfen, und die Öffentlichkeit konnte ihre Helden zunehmend vom bequemen Sofa aus ansehen. Die CD – und vor allem der Walkman – machten Musik erstmals richtig mobil. Plötzlich konnte man den Rock’n’Roll sehen und mitnehmen. Die Entwicklung bei Keyboards, Synthesizern und Samplern erweiterte die Grenzen des musikalisch Machbaren erheblich und erschuf Texturen und Klänge, die zuvor schlicht unmöglich gewesen waren. Aufnahmegeräte wurden erschwinglicher und blieben nicht mehr nur den Reichen und Privilegierten vorbehalten. Gruppen wie Def Leppard und Guns N’ Roses mögen obszöne Budgets gehabt haben, doch es gab auch reihenweise aufregende Acts, die mit sehr begrenzten Mitteln groß wurden. Von beiden Enden dieses Spektrums kamen knackige Pophits, aber auch ausladende, ambitionierte Epen.

Ende der Dekade gab es etwa so ehrgeizige, vielschichtige Projekte wie Nine Inch Nails (Trent Reznor) und No-Man (Steven Wilson) – frühe Vertreter der Welle von „Schlafzimmer-Künstlern“, die seither nie mehr abebbte. Im Gegensatz zu den Behauptungen der 80er-Hasser starb das progressiv-konzeptuelle Denken nach den 70ern keineswegs aus, es entdeckte lediglich ein neues Vokabular. Dieses massiv erweiterte Spielfeld ließ auch unzählige neue Szenen entstehen. Ganze Subgenres und Stilrichtungen wie Goth, Thrash, Post-Punk und Industrial kamen in den 80ern auf. Der HipHop nahm Fahrt auf. Die NWOBHM zog immer größere Massen an. Das Monsters Of Rock (heute Download) Festival in Donington wurde geboren und lieferte einen wichtigen Brennpunkt für Hardrock und Metal. Der Funk entwickelte sich dank aufstrebender Acts wie den Red Hot Chili Peppers und Faith No More in ganz neue, exzentrische Richtungen. Und während all das geschah, tobten die Hair-Metaller am Sunset Strip, New Wave verwandelte Europa, und Alt. Rock-Pioniere wie Hüsker Dü und The Replacements krempelten den Mittleren Westen der USA um.

Die existierenden Rockstars hielten sich aber trotz allem im Rennen. Viele, die sich in den 70ern ihren Namen gemacht hatten, erfanden sich in den 80ern neu. Kiss verzichteten auf die Schminke. Alice Cooper tat sich mit Desmond Child zusammen und schrieb ›Poison‹. Heart brachen mit dem Hochglanz-Megahit ›Alone‹ aus ihrer früheren Nische aus. Auteurs wie Kate Bush und David Bowie verpassten sich eine klangliche wie optische Frischzellenkur. Selbst klassische Prog-Veteranen wie Yes, Genesis, Robert Fripp und Bill Nelson durchlebten dramatische Verwandlungen. Natürlich gab es neben den Erfolgsgeschichten in all diesen Szenen auch Dutzende andere Gesichter, die nur am Rand auf sich aufmerksam machen konnten. Die waren kein bisschen weniger leidenschaftlich in ihrem Schaffen, doch der Durchbruch blieb ihnen verwehrt – kleinere Acts wie Thor, Girlschool, Tigertailz, This Heat, Hellion, Art Of Noise und viele andere. Auch sie werden wir hier würdigen, neben den großen Namen des Jahrzehnts.

Heute leben wir in einer sehr anderen Welt als damals, und vieles, was früher als glamourös galt, ist es heute zurecht nicht mehr, doch die 80er werden nach wie vor innig geliebt. Der Einfluss dieses Jahrzehnts schlägt sich vielerorten nieder, von Themenabenden in Clubs über Guns-N’-Roses-T-Shirts bei H&M oder die regelmäßige Rückkehr von Neonfarben in der Alltagsmode bis hin zur jüngsten Staffel von „Stranger Things“, die Millionen heutiger Teenager mit Metallica und Kate Bush vertraut machte. Der Rock’n’Roll sollte nie wieder so viele Menschen erreichen wie in den 80ern. Doch musikalisch, gesellschaftlich und kulturell erwiesen sich jene magischen zehn Jahren zum Startpunkt von so viel mehr. (Aus: CLASSIC ROCK #123)

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1 Kommentar

  1. Diese Dekade und die davor waren meiner Meinung nach die evolutionär Sten Zeit-Epochen für Musiker und Musikkonsumenten der Blues – Rock – Musik.

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