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Dokken: Durch die Tragödie zum Triumph

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Dokken: Durch die Tragödie zum Triumph

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Don Dokken sitzt in Plauderstimmung in seinem Wohnzimmer in einer umgebauten Kirche in Santa Fe. „Ich musste die ganzen Grundstücke rundherum mit kaufen, damit ich ohne Nachbarn bleiben kann. Ein ziemlich teurer Spaß.“, so der jetzt als Eremit lebende Künstler schmunzelnd über seinen Umzug von Los Angeles nach New Mexico. Von seiner alten Heimat hatte der Sänger und Songwriter die Schnauze voll. Zu viele Menschen, zu viel Verkehr, zu viel Dreck. Verarbeitet hat er seinen Abschied in HEAVEN COMES DOWN, dem sehnsüchtig erwarteten neuen Album von Dokken, um das sich das Gespräch an jenem Freitagabend drehen soll. Warum die gelungene Platte mit einem ziemlich krassen Leidensweg verbunden ist und unter widrigsten Umständen schließlich doch noch das Licht der Welt erblickte, erklärt ihr Schöpfer im Interview.

Vermisst du Los Angeles manchmal?

Ach weißt du, die Zeiten im Rainbow mit meinen Rockstar-Freunden und Mädchen, deren Hintern unter dem Minirock rausschaut, sind vorbei. Wir werden alle älter, unsere Ärsche sehen nicht mehr so gut aus. Manchmal kommen immer noch Frauen zu meinen Gigs, die sich anziehen wie früher, aber da denke ich mir nur: ‚Mädel, dafür bist inzwischen ein bisschen zu alt.‘ Du laufen mit ihren 60 immer noch mit Netzstrümpfen, auftoupierten Haaren und operierten Brüsten herum. Ich finde Menschen schöner, die natürlich aussehen. So wie du, dein Pony gefällt mir sehr gut! Meine Tochter trug ihr Haar früher auch so. Aber egal, ich möchte deine Zeit nicht vertrödeln. (lacht)

Dann lass uns doch über HEAVEN COMES DOWN sprechen, eine tolle Platte wie ich finde!

Danke! Ich entwickel mich gerne weiter, doch das ist jetzt mein 13. Album und irgendwann, nach ein paar Jahrzehnten, wird es schwieriger, sich etwas Neues einfallen zu lassen. Einer der Gründe für unsere lange Abstinenz war unter anderem, dass jedes Label, mit dem wir zusammenarbeiteten, meinte: ‚Wir wollen eine Platte, die wie TOOTH & NAIL oder BACK FOR THE ATTACK klingt.‘ Diese Alben habe ich vor 40 Jahren gemacht, ich will das nicht reproduzieren. Ich bin keine 30 mehr, je älter man wird, desto klüger wird man hoffentlich, man nimmt etwas mehr spirituelle Weisheit in sich auf – da ändern sich natürlich auch die Texte, die man schreibt. Ich schickte den Plattenfirmen Demos und sie lehnten alle ab mit der Begründung, dass es nicht nach Dokken klinge. Viele Bands aus den 80ern, ich nenne keine Namen, fabrizieren denselben, alten Scheiß wie damals.

Das wirkt schnell unangenehm aus der Zeit gefallen…

Ich stimme dir zu. Und viele schreiben einen guten Song und der Rest der Platte besteht nur aus Füllmaterial. Das könnte ich nicht. Ich wollte aus jedem Track eine ganze Geschichte formen. Keine plumpen Liebeslieder, außer vielleicht ›I Remember‹, jedoch spreche ich da über Erinnerungen an die Liebe.

Was führte dann dazu, dass du dich doch noch kreativ ausleben konntest?

Vor fünf Jahren spielten wir auf Wacken und ich traf auf Thomas, den Veranstalter. Nachdem er uns spielen sah, gab er uns einen Plattendeal. Meine einzige Voraussetzung war, dass ich machen kann, was ich will und wann ich will. Ich kann nicht auf Knopfdruck schreiben, ich muss warten, bis mir das Universum Eingebungen schickt. Ich bin Krebs, wenn Vollmond ist, sprudeln die Ideen nur so aus mir heraus.

Und was hat dazu geführt, dass zwischen damals und der Veröffentlichung fünf Jahre vergangen sind?

Drei Tragödien. Nummer eins: Mein Gitarrist Jon konnte nicht mehr spielen, seine Hand schlief ständig ein. Er musste sich einer gefährlichen Operation unterziehen und brauchte danach ein Jahr Physiotherapie. Wie du vielleicht weißt, wurde auch ich operiert und es ging schief. Mein rechter Arm ist komplett im Eimer, ich kann ihn nicht mehr richtig bewegen und meiner Finger sind permanent gekrümmt.

Du hast den Arzt verklagt, richtig?

Oh ja! Die sagten immer: ‚Warte, das wird wieder besser.‘ Aber drei Jahre später ist mein Arm nun wie abgestorben. Das ist ziemlich hart. Ich liebe meine Gitarre mehr, als ich jemals irgendeine Frau geliebt habe. Und jetzt kann ich sie nicht mehr spielen. Die haben mein ganzes Leben versaut! Und dann erhalte ich einen Anruf und man sagte mir, dass mein Bassist Chris einen Radunfall hatte. Ich war in großer Sorge, sein rechter Armknochen war in sieben Teile zersplittert. Erst wollten sie ihm den Arm abnehmen, doch mithilfe einer neuartigen Therapie konnte er gerettet werden. Was für Pechvögel wir doch sind, oder? Dann hörte unser Drummer Mick auf, er war dem Touren körperlich nicht mehr gewachsen. Also drückten wir erst einmal auf Stopp, bis alle wieder halbwegs einsatzbereit waren. Eigentlich ist es ein Wunder, dass HEAVEN COMES DOWN nun erscheint.

Wie ist die Platte dann letztendlich entstanden?

Wir fingen vor vier Jahren an, uns zusammenzusetzen. Wir gingen durch all meine Ideen und Demos, wählten Part für Part und hielten zudem neue Ideen fest. Durch Covid hatten wir ja viel Zeit und dann hatte Kevin Shirley auch noch Zeit, sie zu mixen. Das war super! Eigentlich hatte wir ja 14 Songs aufgenommen, doch die Plattenfirma kickte vier Songs, worüber ich gar nicht glücklich bin. Vor allem, weil das genau die Songs waren, auf denen ich noch Gitarre gespielt habe. Trotzdem kann ich sagen, dass es auf der Platte kein Füllmaterial gibt. Oder wie ich es nenne: keine B-Songs.

Deine Stimme klingt nach wie vor super!

Danke! Inzwischen ist meine Stimme wie ein altes Auto, ich habe gute und schlechte Tage. An den schlechten Tagen muss ich ruhen. Ich habe nicht mehr das Bedürfnis, diese hohen Töne aus den 80er Jahren zu treffen. Eine Stunde lang geht das vielleicht mal, aber das hab ich doch schon getan, ich muss niemandem mehr was beweisen. Meine aktuelle Range ist sehr angenehm für mich, da fühle ich mich wohl und ich muss auch nicht mit Autotune bescheißen.

Die neue Platte geht richtig stark los…

Mit ›Fugitive‹, genau! Jon schrieb den Song. Eigentlich hatte ich die kompletten Lyrics schon im Kasten, doch ein paar Monate später dachte ich mir: ‚Hm, das kann ich besser.‘ Ich hatte Jon oft erzählt, dass ich wohl so etwas wie ein „fugitive from life“ bin. Uns gefiel dieser Satz, also dichtete ich den Song nochmal um und sang ihn komplett neu ein.

Wovor genau fliehst du?

Oh, vor einigem, was in der Welt vor sich geht. HEAVEN COMES DOWN ist ja von einem Dokken-Song von TOOTH & NAIL abgeleitet. Schau dich doch um: Amerika ist in den Binsen, Griechenland brennt, Schießereien, Armut, Obdachlose, Arbeitslosigkeit und dieser Bastard Putin – ich habe Angst davor, was er noch alles lostreten könnte. Es kommt mir vor, als stünden wir vor der Apokalypse. Deswegen kommt auf dem Artwork ein Drache direkt aus der Hölle. Das ist meine Art, zu sagen: Das Ende ist vielleicht näher, als wir denken.

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