Kanadische Americana, die mehr Profil bräuchte.
Das sechste Album der Kanadier Current Swell beginnt ganz wundervoll. ›Marsha‹ bezaubert als liebliche Gitarrenpopnummer im relaxten Big-Star-Teenage-Fanclub-Style mit einem Hauch California-Seebrise. Da fragt man sich gleich, warum man das aus Victoria auf Vancouver Island stammende Quartett bisher nie wirklich auf dem Schirm hatte. Die folgenden zehn Songs liefern leider die Erklärung. Nicht, weil sie mies wären, sondern weil Sänger Scott Stanton und seine Band zwischen Americana und Alternative keine konsequente Linie finden. ›You Got It Easy‹ mit seinem aufwallenden Refrain wird Mumford & Sons-Fans gefallen, das fröhliche ›Like I Fight For You‹ klingt wie eine Folk-Version des Two Door Cinema Club, ›Staying Up All Night‹ nach Classic 70s-Radio-Nachmittagsprogramm. Was ja alles schön und gut ist. Prima, dass Current Swell so viel Abwechslung drauf haben, könnte man sagen. Andererseits fehlt das gewisse Etwas, eine ausgeprägte, markante Eigenheit, die eine Band unverwechselbar macht. Keine Frage, WHEN TO TALK… ist eine Platte auf hohem Alternative-Rock-Niveau, leider halt ohne den Schuss Genialität, der sie aufs Spitzenlevel heben könnte.
6/10
Current Swell
WHEN TO TALK AND WHEN TO LISTEN
NETTWERK/SOULFOOD