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Gary Rossington: 4.12.1951– 5.03.2023

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Gary Rossington: 4.12.1951– 5.03.2023

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Die Gruppe war mit Gewalt aufgewachsen und daran gewöhnt, also gab sie nie klein bei, für niemand. Im Zusammenspiel mit Alkohol und Drogen konnte es dann ziemlich düster werden. Skynyrd eröffneten 1973 in den USA für The Who auf ihrer Tournee zu QUADROPHENIA und ihr entsetzter Manager Bill Curbishley erinnerte sich später: „Der Tourmanager rief mich an und sagte: ‚Es gibt Ärger im Hotel. Sie haben nicht nur ein Zimmer verwüstet … Skynyrd haben eine Katze gehäutet!‘“ Doch es gab auch diese komplett andere Seite, die aus ihren bodenständigen Wurzeln herrührte. Der Autor John Ingham von der britischen Musikzeitung Sounds traf sie in Glasgow und schloss sich ihrem Tross an, um in einer Bar eine mittelmäßige Gruppe im Stil der Carpenters anzusehen. Als ein Angestellter der Plattenfirma sich abfällig über diese äußerte, wies Van Zant ihn zurecht: „Das sind Musiker. Sie arbeiten gerade. Zeig ihnen Respekt.“ Die Skynyrd-Line-ups kamen und gingen, doch ihr Dreifach-Gitarren-Sound blieb eine Konstante. „Es war eine unglaubliche Zeit, wir spielten überall vor ausverkauften Häusern“, erzählte Rossington 2003. „Wir hatten in kleinen Tanzschuppen vor ein paar Hundert Leuten angefangen und plötzlich waren wir die Vorgruppe von den Stones und The Who. Doch dann ging es mit dem Kokain los, und dafür hasse ich mich heute.“ Im September 1976, zwei Wochen, nachdem sie die Stones in Knebworth in Angst und Schrecken versetzt hatten („Skynyrd sorgten backstage für viel Aufregung“, erinnerte sich der Promoter Freddy Bannister. „Wir fragten uns alle, ob sie irgendjemand übertreffen könnte.“), brachte Rossington sich beinahe um.

Völlig benebelt von Bourbon und einer Reihe von Beruhigungsmitteln, schlief er am Steuer seines Ford Torino ein und fuhr einen Telegrafenmasten um. Der Vorfall wurde zur Inspiration für die unsterblichen ersten Zeilen des Songs ›That Smell‹ („Whiskey bottles, and brand new cars, oak tree you’re in my way/There’s too much coke and too much smoke, look what’s going on inside you“). Und typisch Skynyrd: Weil diese Dummheit zu einer Verschiebung ihrer Tour führte, verlangten seine Kollegen von Rossington 5.000 Dollar Entschädigung für das ausgefallene Einkommen. Nachdem Ed King im Gitarrentrio von dem unfassbar talentierten Steve Gaines ersetzt worden war, schienen Lynyrd Skynyrd mit ihrem fünften Studiowerk STREET SURVIVORS dazu bestimmt, zu einem der größten Acts des Planeten zu werden. Doch wir wissen alle, was dann passierte. Nur drei Tage nach dessen Erscheinen am 17. Oktober 1977 stürzte die Convair-240-Turboprop-Maschine der Gruppe in den sumpfigen Wäldern bei Gillsburg, Mississippi ab. „Ich sprach lange nicht über den Flugzeugabsturz“, seufzte Rossington bei unserem Gespräch 2003. „Es schmerzte, in Interviews darauf zurückkommen zu müssen. Nachdem ich darüber geredet hatte, fühlte ich mich den Rest des Tages schlecht. Dann ging ich aus und betrank mich. Aber mir ist klar geworden, dass das nun mal ein Teil meiner Karriere ist.“

Und als die Gruppe 1987 wieder zusammenfand, war Fliegen natürlich ein notwendiges Übel. „Unmittelbar nach dem Crash musste ich zu zwei oder drei Krankenhäusern für besondere Operationen fliegen, also befand ich mich schon am nächsten Tag wieder in der Luft. Das ist, wie wenn man als Kind einen Unfall mit dem Fahrrad hat. Man muss gleich wieder aufsteigen.“ Johnny Van Zant sollte sich als großartiger Nachfolger seines Bruders erweisen, doch es gestaltete sich ungleich schwerer für Skynyrd, wieder ihren Esprit zu finden. Sie machten eine Reihe durchwachsener Platten, bis sie 1996 Rickey Medlocke ins Boot holten, zuvor Gitarrist bei Blackfoot und auch ein früher Schlagzeuger von Skynyrd selbst. In einer späten Hochphase veröffentlichten sie in den Nullerjahren unter anderem VICIOUS CYCLE, GOD & GUNS und das vielsagend betitelte LAST OF A DYIN’ BREED. Im Sommer 2003 untermauerten sie ihre Rückkehr zu alter Form dann ein für allemal mit einer Co-Headliner-Tournee mit Deep Purple. Bei einer Show in London gingen Rossington & Co. als Erste auf die Bühne und bliesen Purple unerbittlich von selbiger. „Zunächst hatte ich meine Zweifel wegen der Reunion“, sagte Rossington. „Ich dachte: ‚Eines Tages werde ich Ronnie wiedersehen, ich will nicht, dass er mir den Hintern versohlt.‘ Doch mit den Jahren wurde mir klar, dass es richtig war, das zu tun. Ich schwöre, er meinte immer: ‚Falls mir irgendetwas zustößt, halte die Band am Laufen.‘“ Rossington besteht auch darauf, dass Ronnie Van Zant vor dem Absturz selbst mit dem Gedanken spielte, Skynyrd zu verlassen und das Mikro seinem kleinen Bruder zu geben. „Ich schwöre, das wäre passiert. Ronnie hatte bei der letzten Platte und Tour solche Probleme mit seinem Rachen, dass er davon träumte, den Hut zu nehmen, mit uns Songs zu schreiben und uns zu managen, während Johnny als Sänger übernehmen sollte.“

Rossington ging trotz gesundheitlicher Probleme auf Tour. „Ich bin Mitte sechzig, mein Herz ist in schlechter Verfassung und ich habe Schmerzen in den Beinen [eine Folge des Absturzes]“, verriet er uns 2017. „Viele meiner Knochen wurden gebrochen und sie tun oft weh. Außerdem leide ich an Arthritis. Ich bin so froh, dass ich nicht mehr trinke. Es wäre unmöglich, zu trinken und gleichzeitig so zu arbeiten.“ Doch er war immer noch glücklich mit der langjährigen Skynyrd-Backingsängerin Dale Kranz-Rossington verheiratet und mit seinem Leben zufrieden. „Ich liebe es, mit meinen Enkelkindern angeln zu gehen, das tun wir oft“, erzählte er mit einem Lächeln. „Dale und ich wohnen in Atlanta, aber wir haben ein zweites Haus auf dem Land direkt neben dem Yellowstone-Park. Das ist, als würde man in einer Postkarte leben. Wenn unsere Enkelkinder zu Besuch kommen, sehen wir ihnen beim Fußball- und Baseballspielen zu. Das ist für mich ein idyllischer Sonntagnachmittag.“ Ein Großvater zu sein, machte ihn besonders stolz, und in einem späteren Interview fügte er wehmütig hinzu, dass diese Erfahrung „wie eine zweite Chance“ gewesen sei. Die Ereignisse von 1977 beschäftigten ihn nach wie vor, doch er hatte Frieden mit dem geschlossen, was vor all den Jahren passiert war. „Der Flugzeugabsturz und meine gesundheitlichen Probleme machen mir bewusst, dass das Leben kurz ist und dir in einem Sekundenbruchteil weggenommen werden kann. Jeder Tag ist wertvoll. Ich finde es frustrierend zu sehen, wie die Leute umherlaufen und nichts als ihre Smartphones ansehen.“ Rossington hasste es mitanzuschauen, wie seine Zeitgenossen starben, und verstand, dass Skynyrd und Bands wie sie, um einen vertrauten Albumtitel zu zitieren, die Letzten einer aussterbenden Art waren. „Schon bald wird niemand wie wir mehr übrig sein“, meinte er traurig.

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